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ISO 11608-6: Prüfung von On-Body Delivery Systemen (OBDS)

Die ISO 11608-6 beschreibt die speziellen Prüfanforderungen für die Prüfung von On-Body Delivery Systemen (OBDS). Es müssen alle Funktionen des OBDS geprüft werden, die während der Anwendung des tragbaren Injektors zum Einsatz kommen. Dazu gehören beispielsweise Dosiergenauigkeit, Injektionsprofil, Auslösekraft, aber auch audible Signale. Das Ziel ist, sichere Prüfergebnisse zu ermitteln, als Basis für die Entwicklung und für eine belastbare Qualitätssicherung.

ISO 11608-6: Inhalte Typische Prüfwerte Darauf kommt es an Checkliste Prüflösung QualifizierungReferenz Ypsomed Beratung anfordern

On-Body Delivery Systeme (OBDS) sind Autoinjektoren, die am Körper getragen werden. OBDS werden für die Verabreichung hochviskoser Biologika und größerer Injektionsvolumina entwickelt. Sie werden auf der Haut des Patienten fixiert und können Medikamente über einen längeren Zeitraum verabreichen als handgehaltene Autoinjektoren oder andere kanülenbasierte Injektionssysteme.

OBDS gehören zu den Kombinationsprodukten. Sie verfügen über ein Reservoir für das Medikament, eine Kanüle für die Verabreichung in das Gewebe, ein Antriebssystem zur Abgabe der entsprechenden Medikamentenmenge, Bedien- und Anzeigeelemente, sowie eine Klebefläche zur Befestigung des Geräts auf der Haut des Patienten.

Für On-Body Delivery Systeme gibt es viele Bezeichnungen: körpergetragene Autoinjektoren, wearable injectors, tragbare Injektionssysteme, Bolusinjektoren, Patch Injektoren und viele mehr.

Was genau beinhaltet die ISO 11608-6?

Aufgrund ihres speziellen Einsatzgebiets, haben OBDS andere Prüfanforderungen als handgehaltene Autoinjektoren. Deshalb wurde der separate Normenteil ISO 11608-6 eingeführt.

Die ISO 11608-6 beinhaltet:

Zusammen mit den Bedienungsanweisungen des Beipackzettels (IFU – Instruction for use) bildet die ISO 11608-6 die Grundlage für die Risikobeurteilung, die die individuellen Prüfanforderungen festlegt.

Typische Prüfwerte bei Prüfungen nach ISO 11608-6

 PrüfwertFunktion
AuslösekraftDie Kraft, die der Patient aufwenden muss, um das OBDS zu aktivieren.
Audible Signale / Klick-Zeitpunkte Audible Signale zeigen dem Patienten den Beginn und das Ende der Injektion an. Registriert wird der Zeitpunkt dieser Signale, die meistens als “Klick” vernehmbar sind.
InjektionstiefeDie Injektionstiefe gibt an, in welchen Gewebebereich der Wirkstoff abgegeben wird. Bei einem aufgeklebt getragenen On-Body-Delivery-System (OBDS) entspricht sie in der Regel der Länge der sichtbaren Nadel.
InjektionszeitDie Injektionszeit beschreibt die gesamte Zeit der Dosisabgabe oder einzelne Dosisabschnitte. Siehe auch Injektionszeit nach ISO 11608-6.
InjektionsvolumenDas Injektionsvolumen ist die Injektionsmenge, die in der Injektionszeit abgegeben wird.
InjektionsprofilDas Injektionsprofil setzt die abgegebene Injektionsmenge ins Verhältnis zur Injektionszeit.
Klebkräfte der adhäsiven KlebeflächenEs werden sowohl die Abziehkräfte für die Folie als auch die Klebkräfte auf der Haut des Patienten ermittelt. Siehe auch ASTM D3330, ISO 4578, EN 1939 

Experten-Video: Entscheidende Kriterien bei der Prüfung von OBDS

Worauf kommt es an bei er Prüfung von OBDS? Was müssen Sie beachten? Peter Schmidt, Produktmanager für die Medizinbranche bei ZwickRoell, stellt im Video die entscheidenden Kriterien vor.

Dosiergenauigkeit nach ISO 11608-6

Die Dosiergenauigkeit des On-Body Delivery Systems wird durch Messung des Injektionsvolumens überprüft. Das Injektionsvolumen ist die gesamte an den Patienten abgegebenen Menge. Wird die Dosis in mehreren Segmenten abgegeben, dann wird jeder Bolus einzeln erfasst. Beides wird in der Ergebnisdokumentation angezeigt. 

Verschiedene Einflüsse verfälschen das Ergebnis der Dosiergenauigkeit nach ISO 11608-6 und müssen daher verhindert werden:

  • Statische Einflüsse verfälschen das Wägeergebnis.
  • Kristallisation von Biologikum bei Luftkontakt.
  • Verdunstung reduziert die gewogene Dosis.
  • Auch der letzte Tropfen zählt und darf nicht in der Nadel oder Kanüle hängen bleiben.

Die ZwickRoell OBDS Prüflösung schließt diese Einflüsse aus.

Injektionszeit und Injektionsprofil nach ISO 11608-6

Die Injektionszeit oder Dosisabgabezeit beinhaltet die Zeit, in der die Gesamtdosis des On-Body Delivery Systems an den Patienten abgegeben wird. Zusätzlich wird die Injektionszeit der Einzelsegmente gemessen, falls die Injektion in mehreren Dosisabschnitten durchgeführt wird. Mitbetrachtet werden auch mögliche Pausen oder Stopps durch den Anwender.

Das Injektionsprofil setzt die abgegebene Injektionsmenge ins Verhältnis zur Injektionszeit. Die Prüfsoftware testXpert hat dazu eine übersichtliche Darstellung parat.

OBDS-Vielfalt als Herausforderung

On-Body Delivery Systeme bieten eine große Vielfalt an Designs und Funktionalitäten. Diese Vielfalt macht die Prüfung anspruchsvoll, denn die Ergebnisse sollen vergleichbar sein, und das geht nur, wenn dieselben Prüfbedingungen vorliegen. Um vergleichbare Prüfergebnisse zu gewährleisten, wird ein einheitlicher Prüfablauf definiert, der die unterschiedlichen Merkmale berücksichtigt.

Folgende OBDS-Merkmale werden betrachtet: 

  • Gehäuseform
  • Einmal- oder Mehrfachgebrauch
  • Funktionsabläufe und Umfang der automatischen Funktionen
  • Klebefläche / Fixierung
  • Medikamentenbehältnis (Karpulen /Vials / nachfüllbare Systeme)
  • Volumen des Reservoirs (Bandbreite von 2 bis 20 ml)
  • Viskosität des Medikaments
  • Förderleistung (zum Beispiel von 0,01 ml bis über 60 ml pro Stunde)
  • Injektionsdauer (von wenigen Minuten bis über mehrere Stunden)
  • Eventuell auch Kommunikation per Bluetooth / NFC

Checkliste für die Prüfung nach ISO 11608-6

Für sichere Prüfergebnisse sollten Sie auf folgende Punkte achten:

 WasWarumLösung
Möglichst alle Prüfwerte in einem Prüfdurchlauf am selben Prüfling ermittelnErgebnisse sind vergleichbar und zeigen geringere Toleranzen, wenn nicht für jeden Wert das OBDS gewechselt wird. Ungenauigkeiten werden reduziert, weil der Prüfer das OBDS nicht zwischen verschiedenen Tests bewegen muss. Zudem spart dieses Vorgehen erheblich Zeit.Sequentielle Prüflösung, die möglichst alle Ergebnisse in einem Prüfdurchlauf erzielt
Statische Einflüsse, Kristallisation und Verdunstung vermeidenDiese Faktoren beeinträchtigen das Wägeergebnis bei der Injektion, die Dosiergenauigkeit leidet. Vor allem statische Einflüsse haben einen nicht nachvollziehbaren Einfluss, es kommt zu willkürlichen Abweichungen. Ausschluss über spezielle Technologie
Messung inklusive letztem TropfenFür die genaue Bestimmung des Injektionsvolumens, um die therapeutisch notwendige Dosis zu garantieren.Verschiedene Techniken, um den letzten Tropfen einzufangen, sind verfügbar
Hohe Genauigkeit des SystemsAm Beispiel Injektionstiefe zeigt sich diese Anforderung am besten: Hier geht es um Bruchteile von Millimetern, die nachher entscheidend sind, dass die Injektion in der richtigen Gewebeschicht erfolgt.Hochauflösende, kamerabasierte Messung
Ergebnisvarianz durch Bedienereinfluss minimierenBediener können Prüfergebnisse beeinflussen oder gar verfälschen: Nicht-intuitive Abläufe, manuelle Eingaben, unterschiedliches Einlegen des Prüflings und andere individuelle Eingriffe können zu Ergebnisunterschieden führen.Bedienereinfluss weitgehend reduzieren, automatische Abläufe, vorbereitete Prüfvorschriften
Fehler in den Sensoren ausschließenWird erst nach der Prüfung festgestellt, dass ein Sensor defekt oder dejustiert war, wird es teuer - eventuell hängt eine ganze Charge an den Ergebnissen.Daily Check für alle Sensoren

URS, DQ, IQ, OQ für OBDS-Prüfsysteme: effiziente Planung und Qualifizierung

Der Aufwand für das Pflichtenheft (URS) in der Planungsphase sowie für den gesamten Qualifzierungsprozess ist enorm. Nutzen Sie unsere Erfahrung und entlasten Sie sich: 

Prüfmittel für On-Body Delivery Systems nach ISO 11608-6

OBDS Prüflösung: Alle Werte in einem Prüfdurchgang

Garantiert vergleichbare Prüfergebnisse: Die sequentielle Prüflösung ermittelt alle Prüfwerte in einem Prüfdurchgang am selben Prüfling:

  • Auslösekraft
  • Erkennung visueller und audibler Signale vor, während und nach der Injektion
  • Injektionstiefe durch kamerabasierte, präzise Messung mit Genauigkeit < 0,05 mm
  • Hochpräzise Messung der Injektionszeit und des Injektionsvolumens, Erfassung des Injektionsprofils
  • Spezielle Prüfmethodik: Korrektes Wägeergebnis ohne Einfluss von statischen Aufladungen, Kristallisation oder Verdunstung des Medikaments
  • Zeitsynchrone Videoaufzeichnung: Visuelle Dokumentation des gesamten Injektionsprozesses

Nicht nur die ISO 11608-6 wird erfüllt, natürlich ist das System auch kompatibel gemäß ZwickRoell FDA 21 CFR Part 11 Whitepaper. Weitere Informationen gerne auf Anfrage.

Die Prüfsoftware testXpert: Einfach, flexibel, nachvollziehbar

  • Injektorspezifische Prüfvorschriften regeln den gesamten Ablauf. Beim Injektorwechsel, wird lediglich eine andere Prüfvorschrift aufgerufen - diese enthält auch alle Voreinstellungen an der Prüfmaschine.
  • Übersichtliche Darstellung aller Ergebnisse. Durch automatisierte Prüfprotokolle oder Schnittstellen in ihre IT-Systeme integriert sich testXpert optimal in Ihre Prozesse.
  • Nachvollziehbare und manipulationssichere Prüfergebnisse: Zur Erfüllung nach FDA 21 Part 11 bietet die Prüfsoftware testXpert die ideale Lösung.
  • Über die testXpert Benutzerverwaltung weisen Sie unterschiedlichen Benutzern individuell die entsprechenden Rechte zu. So sieht jeder nur, was er für seine Arbeit wirklich braucht.

Bestimmung der Klebkraft im zweiten Arbeitsraum

Tragbare Injektoren müssen sicher am Körper fixiert werden. Dazu werden die Klebkräfte auf der Haut des Patienten ermittelt. Zudem werden die Abziehkräfte für die Schutzfolie auf der Klebefläche bestimmt, um eine einfache, aber sichere Handhabung zu gewährleisten. 

Die Klebkraft kann am selben Prüfling direkt nach der Funktionsprüfung ermittelt werden – ein Ausbau der OBDS-Prüfvorrichtung ist nicht nötig. Denn dank des zweiten Arbeitsraums wird die Vorrichtung für die Klebkraftbestimmung zusätzlich in der Prüfmaschine fixiert. So ist der Wechsel zwischen den Prüfungen einfach und schnell, auch in der Prüfsoftware: Alle Voreinstellungen für die jeweilige Prüfung sind in der Prüfsoftware hinterlegt und werden automatisch abgerufen, so kann mit einem Klick zwischen den Prüfungen gewechselt werden.

Mit Daily Checks auf der sicheren Seite

Mit diesen Daily Check-Tools überprüfen Sie täglich ganz schnell den ordnungsgemäßen Betrieb aller prüfungsrelevanter Sensoren: 

  • Daily Check für Kraftaufnehmer
  • Daily Check für kamerabasierte Messsysteme
  • Daily Check Waage
  • Daily Check Mikrofon
  • Kundenspezifische Daily Check-Lösungen

Die zwickiLine: flexibel, kompakt und zuverlässig

Die zwickiLine ist modular und hoch flexibel. Dank ihrer platzsparenden Bauweise findet sie mühelos in jedem Labor ihren Platz. Prüfwerkzeuge lassen sich schnell und unkompliziert wechseln, ebenso einfach können Prüfbedingungen angepasst werden.

Daher wird sie gerne in Forschung und Entwicklung aber auch in der Qualitätskontrolle eingesetzt. Die enge Zusammenarbeit unserer Entwickler mit unseren Kunden hat sichergestellt, dass die zwickiLine auch individuelle Anforderungen zuverlässig erfüllt.

Die zwickiLine gibt es auch als reinraumtaugliche Prüfmaschine mit dem entsprechenden Zertifikat.

Customer Case Ypsomed

Erfahren Sie im Video oder in der Case Study wie die enge Zusammenarbeit zwischen Ypsomed und ZwickRoell zur Entwicklung der cleveren OBDS-Prüflösung führte – und wie sie bei Ypsomed implementiert wurde.

Möchten Sie detailierte Informationen zur OBDS-Prüfung?

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zu Medizin | Insulin- und Medikamentenpens | Qualitätssichernde Prüfungen
Name Typ Größe Download
  • Branchenbroschüre: Medizintechnik PDF 6 MB
  • Produktinformation: Nachvollziehbare und sichere Prüfergebnisse FDA 21 CFR Part 11 PDF 1 MB
  • Branchenbroschüre: Biomechanik PDF 8 MB
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