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ASTM E345 & DIN 50154 – Zugversuch an metallischen Folien

Die internationalen Normen ASTM E345 und DIN 50154 beschreiben standardisierte Prüfmethoden für den Zugversuch an metallischen Folien und dünnen Bändern (in der Regel mit einer Nenndicke kleiner 0,200 mm). Beide Normen sichern reproduzierbare und vergleichbare Ergebnisse bei der Charakterisierung von Festigkeit, Duktilität und Elastizitätsmodul.

Anwendungsgebiete ermittelte Kennwerte Versuchsdurchführung & Prüfequipment Automatisierungsmöglichkeiten Probenformen & Geometrien Batterie-Prüflabor Downloads Beratung anfordern

Wo wird die ASTM E345 und DIN 50154 hauptsächlich eingesetzt?

Ursprünglich wurde die DIN 50154 für Aluminiumfolien in der Verpackungsindustrie entwickelt. Dieser Bereich stellt bis heute einen wichtigen Haupteinsatz dar, da es bei Verpackungsfolien auf gleichbleibende Qualität, hohe Duktilität und mechanische Stabilität ankommt.
Heute wird die Norm in Kombination mit der ASTM E345 jedoch in deutlich erweiterten Anwendungsfeldern genutzt – für alle technischen metallischen Folien, von Aluminium über Kupfer, Titan bis hin zu Lithium-Metall. Damit ist der Zugversuch nach diesen Standards nicht nur für klassische Anwendungen interessant, sondern hat sich in den Schlüsseltechnologien für Elektromobilität und Wasserstoff etabliert:

  • Verpackungsindustrie: Aluminiumfolien für Lebensmittel- und Pharmaverpackungen
  • Batterieforschung und -produktion: In Lithium-Ionen-Batterien werden extrem dünne metallische Folien eingesetzt -Kupferfolien anodenseitig (ca. 4,5–12 µm) und Aluminiumfolien kathodenseitig (ca. 8–20 µm). Diese dienen als Stromableiter und Trägermaterial für aktive Schichten in Lithium-Ionen-Batterien. Der Zugversuch stellt sicher, dass die Materialien den Belastungen im Produktionsprozess und über die Lebensdauer der Batterie standhalten. Auch beschichtete Elektroden lassen sich normgerecht prüfen.
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  • Wasserstoff- und Green-Energy-Technologie: Titanfolien in Bipolarplatten für Brennstoffzellen – hier entscheidet die Zugfestigkeit über Lebensdauer und Sicherheit der Komponenten.
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  • Automotive-Testing: Prüfung von Lamellen in Autokühlern, wo dünne Folien und Bänder zuverlässig mechanische Belastungen aushalten müssen.

Auf europäischer Ebene wird aktuell an einer Weiterentwicklung der Normung (CEN, EN) gearbeitet, um die Prüfmethoden künftig noch besser an neue Materialien und Anwendungen anzupassen. Durch die aktive Mitarbeit bei der Weiterentwicklung von Normen, speziell für Batteriematerialien und in der Brennstoffzellen-Prüfung, wird sichergestellt, dass die ZwickRoell Prüflösungen auch zukünftig allen Anforderungen entsprechen.

Welche Kennwerte werden in der ASTM E345 und DIN 50154 ermittelt?

Mit den Normen ASTM E345 und DIN 50154 lassen sich die wichtigsten mechanischen Kennwerte dünner metallischer Folien bestimmen:

Diese Kennwerte liefern wertvolle Informationen für Materialentwicklung, Qualitätssicherung und Lebensdauerbewertung.

Versuchsdurchführung & Prüfequipment nach ASTM E345 und DIN 50154

Die dünnen metallischen Folien sind empfindlich und stellen erhöhte Anforderungen an das Prüfequipment. Das beginnt bei der Herstellung der Proben, über die Einspannung bis zur Prüfung der Proben:

  • Prüfmaschine: Aufgrund der geringen Prüfkräfte, die beim Prüfen von Folien auftreten ist die einsäulige Universalprüfmaschine zwickiLine mit Prüfkräften bis 1kN bestens geeignet. Aufgrund der hochgenauen Kalibrierung unserer Kraftaufnehmer können auch ggf. vorhandene Prüfmaschinen höherer Lastrahmenkapazitäten bei voller Normkonformität nach ISO 7500-1 bzw. ASTM E4 (Klasse 1 oder besser) eingesetzt werden.
  • Probenvorbereitung: Dünne metallische Folien sind extrem empfindlich gegenüber Knicken, Kerben und Dellen. Für eine saubere und kerbfreie Probenherstellung empfiehlt ZwickRoell unter anderem den Einsatz des Folienstreifenschneiders, der eine optimale und reproduzierbare Schnittqualität und Probendimensionen mit nur einem Schnitt sicherstellt.
  • Handhabung & Einlegen der Probe: Um Bedienereinfluss und Schädigung der Probe zu minimieren und eine vertikale Ausrichtung sicherzustellen, kann insbesondere bei Proben unter 0,1 mm Dicke das Easy Insertion Tool den Anwender beim präzisen und spannungsfreien Einlegen der Probe unterstützen. Eine Ausrichtplatte sorgt für die korrekte Positionierung, bevor die Probe über eine Führung in den Halter eingeschoben wird.
  • Probenklemmung und Kraftübertragung: Eine sichere Klemmung ohne Beschädigung und Rutschen der empfindlichen Folien gelingt bspw. mit pneumatischen Probenhaltern und gummierten Backeneinsätzen, die einen konstanten Schließdruck gewährleisten. Weiterhin sorgen wir mit einer großen Auswahl an Einsätzen und Probenhaltern für die perfekte Einrichtung der Maschine für jede Anwendung.
    Die automatische Kraft-Null-Regelung über die Software testXpert schützt die Probe zusätzlich vor ungewollter Vorbelastung beim Einspannen. Rutschen oder plastische Verformung der Probe in den Spannbacken würden dazu führen, dass falsche Werte der Bruchdehnung gemessen werden.
  • Dehnungsmessung: Falls über die Zugfestigkeit Rm und die Bruchdehnung A50 bzw. A100 hinaus auch die Dehngrenze Rp0,2 bestimmt werden soll, ist die Dehnungsmessung mittels Extensometer erforderlich. Für hochpräzise Ergebnisse sowie für die anspruchsvolle E-Modulmessung empfiehlt sich das Video-Extensometer videoXtens biax, das berührungslos arbeitet und ganz ohne Probenmarkierung auskommt. Neben der Zeitersparnis durch den Wegfall der Probenmarkierung bieten berührungslose Extensometer hier ggü. den Ansetzaufnehmern/Fühleraufnehmern deutliche Vorteile, da hier mögliche Schädigungen der dünnen Proben durch die Schneiden sowie der Einfluss der Mitnahmekraft der Schneiden auf die Prüfergebnisse ausgeschlossen sind.
  • Versuchsdurchführung: Die Normen ASTM E345 und DIN 50154 wurden aus der Normung für Zugversuche an Metall nach ASTM E8 und ISO 6892-1 abgeleitet und an die Prüfung dünner Folien angepasst, so dass in Bezug auf Versuchsdurchführung, Prüfparameter und Kennwerte in weiten Teilen auf diese Normen verwiesen wird.
  • Datenerfassung und Auswertung:  Die Prüfsoftware testXpert führt den Anwender normkonform durch den gesamten Prüfablauf. Standardprüfvorschriften beinhalten bereits die relevanten Normvorgaben der ASTM E345 und DIN 50154. Zusätzlich erlaubt die Integration des videoXtens Extensometers eine 2D-DIC Analyse: Virtuelle Messlängen können gesetzt, Ausrichtungsqualität überprüft und Inhomogenitäten quantifiziert werden – ohne zusätzliche Hardware.

Besondere Anforderungen an das Prüfequipment bei Zugversuchen an Lithium-Metall Folien

Besondere Herausforderungen ergeben sich bei der Prüfung von Lithium-Metall Folien, da deren Zugfestigkeit nur in einer inerten Atmosphäre, d.h. im Trockenraum oder unter Inertgas bestimmt werden kann. Die zwickiLine Prüfmaschine wird dafür in eine spezielle Schutzgaskammer (Glove boxe) platziert, um eine präzise Prüfung unter kontrollierten Bedingungen sicherzustellen. Die Verwendung des Easy Insertion Tools für sicheres Einlegen der Probe ist auch mit Handschuhen gewährleistet.

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Sie möchten Ihre Prüfungen nach ASTM E345 oder DIN 50154 normgerecht durchführen? Unsere Experten beraten Sie bei der Auswahl der passenden Prüflösung.

 

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Vorteile der ZwickRoell Prüfmittel für sichere, reproduzierbare Prüfergebnisse

  • Sichere Probenhandhabung: Minimierter Bedienereinfluss, optimale vertikale Ausrichtung der Probe dank Easy Insertion Tool und automatischer Nullkraftregelung
  • Schonende Kraftübertragung: Pneumatische Probenhalter mit konstantem Schließdruck verhindern Probenbeschädigungen
  • Berührungslose Dehnungsmessung: Kein Markierungsschritt erforderlich, Probe bleibt unbeeinträchtigt
  • Hohe Reproduzierbarkeit: Saubere Probenvorbereitung und präzise Einspanntechnik
  • Maximale Flexibilität: Eine Software für alle Auswertungen, inklusive integrierter 2D-DIC Analyse
  • Sichere Probenvorbereitung und Prüfung auch in inerter Umgebung: Exakte Prüfergebnisse auch bei besonderen Anforderungen in der Lithium Metall-Folienprüfung.
  • Optional: Automatisierte Prüfsysteme für höheren Probendurchsatz und weniger Bedienereinfluss

Automatisierungsmöglichkeiten der Metallfolienprüfung

Um Zugversuche an metallischen Folien automatisiert durchführen zu können, steht beispielsweise unser Roboter-Prüfsystem roboTest N zur Verfügung. Ein speziell entwickelter Probengreifer wurde an die besonderen Anforderungen nicht-formstabiler Proben angepasst. Dadurch können die Metallfolien sicher im automatischen System transportiert werden. 

Durch den automatisierten Ablauf werden die Proben immer an der gleichen Stelle im Probenhalter positioniert. Außermittiges oder schräges Klemmen der Probe kann somit ausgeschlossen werden, was besonders bei dünnen Proben von großer Bedeutung für sichere Prüfergebnisse ist. 

Die Dickenmessung kann bei Stahlfolien über einen Taster erfolgen. Alternativ lässt sich die Dicke auch durch eine Gewichtsmessung bestimmen. Hierbei wird das Gewicht der Probe in Relation zu ihren Abmessungen und der bekannten Materialdichte berechnet. Dieses Verfahren eignet sich insbesondere für Aluminiumfolien.

Steigern Sie den Probendurchsatz und minimieren Sie den Bedienereinfluss – mit unseren Automatisierungslösungen für die Metall-Folienprüfung.

Mehr zum roboTest N erfahren Jetzt Kontakt aufnehmen

Weiterführende Informationen zu unseren Produkten

Kontakt ZwickRoell Batterie-Testzentrum Karin Hanak

Umfassendes Know How in der Materialprüfung, Zugriff auf sämtliche hochpräzise Prüfmaschinen und das gesamte Zubehör-Portfolio in unserem ZwickRoell Batterie-Testzentrum stehen für Ihre Beratung in der Anwendungstechnik zur Verfügung. 

 

Sie haben Interesse an kostenlosen Vorversuchen in unserem Batterie-Testzentrum? Wir beraten Sie gerne bei der Auswahl der richtigen Prüfausrüstung.

 

Nehmen Sie jetzt Kontakt auf  Beratung & Anwendungstechnik

Unser neues Batterie-Prüflabor verfügt über modernste Prüftechnik, um unterschiedliche mechanische Batterieprüfungen zur Zellcharakterisierung sowohl im Bereich der Forschung und Entwicklung als auch der Produktion von Batterien durchzuführen. Zwei Anwendungsexperten stehen unseren Kunden sowohl für Versuche vor Ort oder Remote zur Verfügung. Auf diese Weise wollen wir sicherstellen, dass wir das bestmögliche Prüfkonzept für die jeweiligen Anforderungen unserer Kunden finden.
Schauen Sie sich gerne virtuell in unserem Labor um oder kontaktieren Sie uns noch heute – wir beraten Sie gerne!

Welche Probenformen und Geometrien sind in der ASTM E345 und DIN 50154 definiert?

Die beiden Normen spezifizieren unterschiedliche Probenformen, um ein breites Materialspektrum normgerecht zu prüfen. Die Wahl der Probenform hängt von Material, Dicke und den zu ermittelnden Kennwerten ab. Glatte, kerbfreie Schnittkanten sind zwingend erforderlich.

ASTM E345 (Typ A, B, C Proben)*:

  • Typ A: Schulterprobe mit breiteren Griffenden: Einspannlänge im Schulterbereich min. 50 mm, reduzierte Anfangsmesslänge 50.0 mm (1.969 in.) oder 50,8 mm (2.0 in.) sowie im parallelen Bereich der Probe mit einer Länge von min. 60 mm (2.25 in.) und Anfangsbreite 12,7 mm (0.5 in.).
  • Typ B: parallele Streifenprobe mit einer Gesamtlänge von min. 230 mm (9.0 in.), einer freien Einspannlänge zwischen den Einspannbacken von min. 125 mm (4.92 in.), einer Breite von 12,7 mm (0.5 in.).
  • Typ C: parallele Streifenprobe, die sich lediglich in der Anfangsbreite mit 15,0 mm (0.591 in.) von Typ B unterscheidet.

DIN 50154 (Streifenprobe ohne Köpfe Typ 1a und 1b in Abhängigkeit der Versuchstechnik und der zu ermittelnden Kennwerte)**:

Streifenprobe mit einer Anfangsmesslänge (L0) von 50 mm oder vorzugsweise 100 mm, einer Länge im Klemmbereich (Einspannlänge) von je ≥ 25 mm. Die Anfangsbreite der Probe beträgt 15 mm.

  • Streifenprobe 1a) (Dehnungsmessung mittels Extensometer): Gesamtlänge der Probe min. 120 mm oder 170 mm bei einer freien Einspannlänge zwischen den Einspannbacken (Lc) ≥L0 + 20 mm
  • Streifenprobe 1b) (Dehnungsmessung über Traversenweg): Hier ist Lc = L0

* Vgl. ASTM E345-24a Kapitel “6. Test Specimen” S. 2-3
** Vgl. DIN 50154:2019-09 Kapitel “7 Proben”

Dr. Harald Schmid, Global Industry Manager für Metalle bei ZwickRoell

ÜBER DEN AUTOR:

 

Dr. Harald Schmid

Global Industry Manager Metalle | ZwickRoell GmbH & Co. KG

 

Als Global Industry Manager verantwortet er die Branchenstrategie im Bereich Metalle mit Fokus auf Marktbeobachtung, Weiterentwicklung von Prüflösungen sowie der vertrieblichen Unterstützung im internationalen Umfeld.

Er bringt umfassende Erfahrung aus der Normungsarbeit mit und engagiert sich aktiv in verschiedenen Gremien: unter anderem im internationalen ISO-Komitee „ISO/TC 164 Mechanical Testing of Metals“ sowie in nationalen DIN-Arbeitskreisen wie dem NA 062-01-42 AA Zug- und Duktilitätsprüfung für Metalle und dem NA 062-01-47 AA Schlagzähigkeitsprüfung für Metalle und mechanisch-technologische Prüfung an metallischen Rohren.

Sein akademischer Werdegang begann mit einem Maschinenbaustudium (B.Sc. & M.Sc.) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Nach internationalen Stationen im Maschinenbau forschte er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Fokus auf Materialcharakterisierung und Blechumformung. Seine Promotion widmete er dem Thema Tiefziehprozesse mit Ziehsicken.

 

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Interessante Kundenprojekte

Downloads zur Metall-Folienprüfung

Name Typ Größe Download
  • Produktinformation: zwickiLine bis Fmax 5 kN PDF 820 KB
  • Produktinformation: videoXtens biax 2-150 HP PDF 2 MB
  • Produktinformation: Leichtbauroboter roboTest N PDF 140 KB
  • Produktinformation: 2D Digital Image Correlation (DIC) PDF 1 MB
  • Produktinformation: Einlegehilfe "Easy Insertion Tool" PDF 714 KB
  • Branchenbroschüre: Batterieprüfung PDF 11 MB
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