Im Weiterreißversuch wird die so bezeichnete Weiterreißfestigkeit eines Schaumwerkstoffs ermittelt. Unter Zugbeanspruchung bildet sich am Ende des Einschnitts eine Spannungsspitze heraus, in der das Materialversagen stattfindet. Der Reißwiderstand wird breitenbezogen in N/cm angegeben.
Genormt sind Hosen- und Winkelprobekörper, wobei der Hosen-Probekörper nur in der ISO Norm auftritt. Er wird – anders als bei Gummi – auf Rissöffnung (Mode I) belastet.
Beim Hosen-Probekörper findet die Rissausbreitung in der Längsachse des Probekörpers statt und wird über eine Strecke von rund 25 mm durchgeführt, wodurch eine größere Fläche überstrichen wird. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, einen Bereich mit engerer Zellstruktur zu treffen, der dann für eine höhere Maximalkraft verantwortlich ist. Da der Riss durch einen Einschnitt eingebracht wird, bewertet dieses Verfahren eher die Kraft, die zum Vorantreiben eines Risses erforderlich ist.
Der Winkel-Probekörper wird ohne Einschnitt belastet. Es entsteht dadurch zwar ebenfalls eine Spannungsspitze, diese liegt aber nicht vor einem scharfen Einschnitt. Der Riss wird bei diesem Verfahren zudem quer zur Längsachse des Probekörpers vorangetrieben.
Die mit dem Hosen-Probekörper ermittelten Ergebnisse liegen deutlich niedriger und streuen im Vergleich zum Winkel-Probekörper wesentlich stärker. In einem Ringversuch, der im Rahmen der Entwicklung der ISO 8067 durchgeführt wurde, lag die Vergleichspräzision beim Hosen-Probekörper mit 16 bis 36 % etwa dreifach höher als beim Winkel-Probekörper.
Das Prüfverfahren kann mit einer elektromechanischen Prüfmaschine durchgeführt werden. Da die Kräfte relativ gering sind, ist ein Kraftaufnehmer einzusetzen, der im verwendeten Kraftbereich noch die Messgenauigkeit der Klasse 1 erreicht. Eine Wegmessung ist nicht erforderlich, da der Reißwiderstand aus der maximalen während des Versuchs auftretenden Kraft berechnet wird. In der Praxis wird die Weiterreißkraft aber häufig als Grafik über den Weg der ziehenden Klemme dargestellt.
Die Steuerung des Prüfablaufs und die normgerechte Auswertung des Reißwiderstands übernimmt die Prüfsoftware testXpert II.